Aus Liebe zur Freiheit - Wir werden verteidigungsfähig!

Am 24. Februar 2022 hat die europäische Sicherheits- und Friedensordnung einen
 Bruch erlebt. Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg gegen die Ukraine hat
 offenbart: Wir Europäer sind auf diese neue sicherheitspolitische Weltlage nicht
 vorbereitet. Dies ist das Ergebnis jahrzehntelanger Vernachlässigung unserer
 Streitkräfte. Auch an der europäischen Unterstützung der Ukraine sehen wir: Die
 Kapazitäten der europäischen Rüstungsindustrie werden der gestörten
 Sicherheitsordnung in Europa nicht gerecht.

 Wir Europäer müssen nun deutlich mehr für unsere Sicherheit leisten. Das gilt
 umso mehr, da wir uns nicht mehr darauf verlassen können, dass im Zweifel die
 USA ihre europäischen Verbündeten vollumfänglich verteidigen wollen und können.
 Denn die Krisenherde haben weltweit zugenommen und werden die Supermacht vor
 große Herausforderungen stellen. In unserem eigenen Interesse müssen wir
 Europäer uns mehr für die regelbasierte Weltordnung einsetzen und unseren
 Verbündeten das Signal aussenden, dass man in Fragen der Sicherheitspolitik auf
 uns zählen kann. Das wird nur gelingen, wenn wir unser Territorium aus eigener
 Kraft gegen alle möglichen Bedrohungsszenarien, insbesondere aus Russland,
 verteidigen können.

 Dabei trägt die größte europäische Nation eine besondere Verantwortung.
 Deutschland muss dieser Führungsverantwortung in Europa gerecht werden und die
 notwendigen militärischen Anpassungen entschlossen angehen. Mit der ausgerufenen
 Zeitenwende wurde der erste Schritt gemacht. Doch hat diese mittlerweile
 fahrlässigerweise an Schwung verloren. Wir Freie Demokraten setzen uns für eine
 starke Bundeswehr ein. Denn wir wissen: Sie verteidigt unsere Freiheit!

 Ein wehrfähiges Deutschland durch eine attraktive Bundeswehr

 Deutschland braucht eine Bundeswehr, die unser Land und unsere Bündnispartner
 verteidigen können. Auch wir als Gesellschaft müssen kriegstüchtig werden. Vor
 diesem Hintergrund erteilen wir allen Bestrebungen, wieder zur Wehrpflicht
 zurückzukehren, eine klare Absage. Die Bundeswehr muss vielmehr ihre
 Attraktivität als Arbeitgeber und Freiheitsgarant Deutschlands insbesondere für
 junge Menschen steigern. Nur so überzeugen wir mehr Menschen davon,
 Berufssoldaten, Wehrdienstleistende oder Reservisten zu werden.

 Zivile Beschäftigte der Bundeswehr sollen nach der Ausbildung die Möglichkeit
 bekommen ihre Grundausbildung im Rahmen ihrer Dienstzeit freiwillig nachzuholen.
 Dabei sollen sie weiterhin ihr aktuelles Gehalt, einschließlich eines
 Grundausbildungssonderzuschlags, beziehen. Für die Zeit der Grundausbildung soll
 der zuvor besetzte Dienstposten freigehalten werden.

 Daher wollen wir Art. 12a GG und das Wehrpflichtgesetz so neu fassen, dass für
 alle Geschlechter dieselben Rechte und Pflichten gelten. Das Recht, den Dienst
 an der Waffe zu verweigern, bleibt bestehen. Art. 12a Abs. 4 GG ist deshalb zu
 streichen und Abs. 1 geschlechterneutral anzupassen.

 Wir sprechen uns für ein Neudenken der Strukturen zwecks der Rekrutierung aus.
 Hiermit soll die Infrastruktur geschaffen werden, um einen Überblick über alle
 wehrfähigen Personen in der Bundesrepublik Deutschland zu erhalten. Damit kann
 ein wichtiger Beitrag für die Erfassung und Musterung wehrfähiger Menschen
 geleistet werden.

 Die Kontingentmusterung ist aus unserer Sicht der richtige Weg, um die
 Wehrfähigkeit Deutschlands zu sichern, ohne die Freiheit der Bürger unnötig
 einzuschränken. Mit dieser erhalten alle Deutschen bei Erreichen der
 Volljährigkeit bzw. nachdem Ende ihrer Schullaufbahn eine Online-Abfrage der
 Bundeswehr. In dieser werden Fragen zur Wehrfähigkeit und die Bereitschaft
 abgefragt, einen Wehrdienst anzutreten oder Reservist zu werden. Diese Fragen
 ermöglichen der Bundeswehr eine Auswahl zu treffen, welches Kontingent gemustert
 werden soll. Dabei müssen die Fragen wahrheitsgemäß beantwortet und der
 Einladung zu einer Musterung nachgekommen werden. Dabei verpflichtet aber weder
 die Beantwortung der Fragen noch die Musterung zum Wehrdienst. Dieser und der
 Eintritt in die Reserve bleiben freiwillig. So respektieren wir den Grundsatz
 der Freiwilligkeit und stärken gleichzeitig die Verteidigungsbereitschaft
 unseres Landes. Die Kontingentmusterung soll ferner möglichst bei den Jahrgängen
 nachgeholt werden, die nach Aussetzung der Wehrpflicht nicht gemustert wurden.

 Um die Bundeswehr attraktiver und wehrfähiger zu machen, fordern wir darüber
 hinaus:

  •  Die bedrohte Sicherheitsordnung zeigt uns auf, dass wir unsere
     Militärausgaben wieder an die aktuelle Sicherheitslage anpassen müssen. Die
     Vergangenheit hat gezeigt, dass das geht: Während des Kalten Krieges lagen
     Deutschlands Militärausgaben bei bis zu 5% des BIPs. Deswegen soll die
     Bundesregierung sich für ein neues Nato-Ziel einsetzen, das
     Verteidigungsausgaben in Höhe von mindestens drei Prozent des BIP fordert
     und jenes schnellstmöglich umsetzen - notfalls auch vor Bündnisbeschluss.
     In Deutschland sollen die Ausgaben im regulären Haushalt abgebildet und
     somit bei der Schuldenbremse berücksichtigt werden.
  •  Das Geld, das wir in unsere Verteidigung investieren, muss in diesen
     schwierigen Zeiten erst recht zielgerichtet und effizient eingesetzt
     werden. Deshalb wollen wir das Beschaffungswesen reformieren. Das
     Bundesministerium der Verteidigung sollte in enger Abstimmung mit der
     Bundeswehr eine umfassende Bestandsanalyse durchführen, um zu ermitteln,
     welches Material tatsächlich benötigt wird, um eine schlagkräftige und
     einsatzbereite Armee sicherzustellen. Auf Basis dieser Analyse gilt es,
     einen pragmatischen und zukunftsorientierten Beschaffungsplan zu
     entwickeln, der gewährleistet, dass das erforderliche Ausrüstungsniveau in
     kürzester Zeit erreicht wird. Dafür müssen Prüfvorgänge so verschlankt
     werden, dass sie hohen militärischen Standards an die Ausrüstung genügen,
     gleichzeitig aber so unbürokratisch und zügig wie möglich ablaufen.
     Kriterien, die auf die Integration von Material in die zivilen Abläufe
     Deutschlands (z.B. Verkehrstauglichkeit nach STVO) abzielen, sollen hinter
     Kriterien der militärischen Effektivität zurücktreten. Insgesamt soll
     Erfahrungen und Anforderungen aus der militärischen Praxis größeres Gewicht
     beigemessen werden. Ziel muss es sein, die Bundeswehr schnellstmöglich und
     dauerhaft modern und effizient aufzustellen, um den aktuellen und
     zukünftigen sicherheitspolitischen Herausforderungen flexibel begegnen zu
     können.
  •  Eine besondere Herausforderung bei der Beschaffung stellt das Vorhalten von
     Munitionsreserven dar. Die Vorgaben der Nato schreiben eine
     Munitionsreserve vor, die für 30 Tage Kriegseinsatz genügt. Um dieses Ziel
     schnellstmöglich zu erfüllen soll die Bundesregierung den Kauf von Munition
     im Nato-Standard forcieren. Darüber hinaus müssen ausreichende Kapazitäten
     für die Lagerung der Munition zur Verfügung stehen. Dafür sollen
     entsprechende Depots in beschleunigten Verfahren gebaut werden, wie sie
     beispielsweise bei der Errichtung von LNG-Terminals 2022 zum Einsatz kamen.
  •  Zu oft ist die Bundeswehr ein schlechter Vertragspartner: Rahmenverträge
     sind keine sicheren Abnahmen und bedeuten hohe finanzielle Risiken.
     Gleichzeitig muss die Rüstungsindustrie ihre Kapazitäten drastisch
     steigern. Dazu müssen mit der Industrie langfristige Abnahmegarantien für
     Munition und wichtige Waffensysteme vereinbart werden. Im Gegenzug muss die
     Industrie jährliche Produktionskapazitäten zusagen, die bei Bedarf
     abgerufen werden können. Das Europäische Vergaberecht für das Militär
     wollen wir bis zum Sieg der Ukraine aussetzen.
  •  Um die Interoperabilität und Eignung von selbst beschaffter Ausrüstung zu
     garantieren, soll den Soldaten ein Pool an Ausrüstung nahegelegt werden,
     die entweder an anderer Stelle bereits durch die Bundeswehr beschafft wird
     oder mindestens durch die Wehrtechnischen Dienststellen (WTDs) geprüft
     wurde. Bei ihrer Verwendung bleibt der Versicherungsschutz des Soldaten
     bestehen.
  •  Wer Leib und Leben für die Freiheit und Sicherheit der Bundesrepublik
     riskiert, der muss auch eine entsprechende Besoldung erhalten. Bei der
     Besoldung von Soldaten ist, auch bei den niedrigsten Dienstgruppen, das
     Lohnabstandsgebot zu Sozialleistungen wie dem Bürgergeld stets einzuhalten.
     Darüber hinaus wollen wir die Besoldung für Soldaten insgesamt erhöhen,
     abhängig vom Dienstgrad und der Länge der Zeit, die sie sich verpflichtet
     haben. Zudem wollen wir die Auszahlung von Überstunden erleichtern, die
     nicht mehr sinnvoll abgebaut werden können.
  •  Durch die Ermöglichung flexiblerer Tarifverträge mit geringeren
     Dienstzeiten möchten wir die Bundeswehr besonders für junge Menschen
     attraktiver machen. Dem soll zudem mit einer liberaleren und
     individuelleren Standortwahl Rechnung getragen werden.
  •  Garantierte Ausbildungsplätze bei Staatlichen Ausbildungsstationen nach dem
     Wehrdienst machen den Dienst für viele junge Menschen attraktiver. Dies
     sichert ihre berufliche Zukunft und sorgt dafür, dass sie motiviert und
     engagiert ihren Wehrdienst antreten, da sie eine klare Perspektive nach
     ihrer Dienstzeit haben.
  •  Kostenlose BAföG- und Bildungs-Darlehen sowie exklusive Stipendienprogramme
     für Wehrdienstleistende nach dem Ende ihrer Dienstzeit, angepasst an die
     Wehrdienstdauer, reduzieren die finanzielle Belastung der Dienstleistenden
     auf dem späteren Bildungsweg. Dies erleichtert den Übergang vom
     militärischen Dienst in die freie Marktwirtschaft. Diese Darlehen sollen im
     Einklang mit den bestehenden Förderungen des BFD stehen und auf ihnen
     aufbauen. Dies inkludiert für uns nicht nur Studienabschlüsse, sondern z.B.
     auch Meistertitel.
  •  Die Gutschrift von mehrfachen Wartesemestern, basierend auf der
     geleisteten, Dienstzeit sorgt für einen nahtlosen Übergang vom Wehrdienst
     zum Studium. Auch weitere Privilegien bei der Bewerbung auf Studienplätze
     an öffentlichen Hochschulen z.B. in Form von eigenen Kontingenten für ehem.
     Wehrdienstleiste können wir uns vorstellen. Dies verhindert Unterbrechungen
     in der Bildungsbiografie und erleichtert den Dienstleistenden ihre
     akademische Laufbahn.
  •  Die Gutschrift von mehrfachen Rentenpunkten, bzw. Boni für das private
     Depot im Modell der Aktienrente verbessert die langfristige soziale
     Absicherung der Wehrdienstleistenden. Dies stärkt ihre Altersvorsorge und
     sorgt dafür, dass sie für ihre Dienste an der Gesellschaft auch im
     Ruhestand angemessen entlohnt werden.
  •  Kostenlose Führerscheine oder der gebührenfreie Zugang zu hochwertigen und
     für sie beruflich relevante Weiterbildungsangebote erhöhen die
     Attraktivität des Wehrdienstes und bieten den jungen Menschen praktische
     Vorteile im Alltag.
  •  Eine Verbesserung der Wohnräume für Soldaten. Das Bundesamt für Immobilien
     muss hier, als Eigentümer der Kasernen sofort handeln. Kasernen müssen
     repariert und renoviert werden. Wo nötig und möglich sollen Kasernen mit
     Modulbauweise aufgestockt oder erweitert werden.
  •  Die Öffnung der Schulen für Jugendoffiziere, um das Verständnis und eine
     bewusste Auseinandersetzung mit der Bundeswehr bereits frühzeitig zu
     fördern. Dies ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, informierte
     Entscheidungen über ihre Zukunft zu treffen und schafft eine positive
     Wahrnehmung der Bundeswehr. Die Initiative “Schule ohne Bundeswehr” lehnen
     wir entsprechend ab.

 Reserve stärken

 Von zentraler Bedeutung für den Wiederaufbau unserer Verteidigungsfähigkeit ist
 neben der Ausbildung und Bereitschaft professioneller Berufssoldaten auch eine
 einsatzbereite Reserve.

  •  Ein Dienst in der Reserve und beruflicher Einsatz dürfen sich nicht
     ausschließen. Wir wollen einen Pakt für die Reserve zwischen
     Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften und der Bundeswehr, der insbesondere
     die Freistellung von Arbeitnehmern für Reservistendienste und Fragen der
     Entschädigung regeln soll. So soll die sogenannte doppelte Freiwilligkeit
     im Einvernehmen überwunden werden. Durch sie ist jeder Freiwillige aktuell
     darauf angewiesen, dass sein Arbeitgeber den Reservedienst gutheißt. Die
     getroffenen Vereinbarungen können Eingang in Tarifverträge finden und dabei
     auch die Gegebenheiten der jeweiligen Betriebe und Branchen
     berücksichtigen. Sollte ein solcher Pakt nicht gelingen, setzen wir uns für
     die verpflichtende Freistellung der Arbeitnehmer für Reservistendienste in
     begrenztem Umfang, ab einer angemessenen Betriebsgröße, ein. Ihr
     Verdienstausfall wird bis zu einem gedeckelten Betrag aus öffentlichen
     Mitteln getragen werden. Die Auszeichnung „Partner der Reserve“ wollen wir
     als Element der Würdigung für besonderes Engagement von Arbeitgebern
     stärken. Wir wollen eine vereinfachte Eingliederung von Kräften des Zolls
     in die Reserve, da ein Großteil der Mitarbeiter an der Waffe ausgebildet
     wurde und im Verteidigungsfalle das Operieren der Behörde nachrangig ist.
  •  Wir setzen uns für zwei Säulen des Reservedienstes ein. Einerseits soll ein
     Pool an erfahrenen Spezialistinnen und Spezialisten aufgebaut werden, die
     entweder bereits in ihrer aktiven Dienstzeit spezialisierte Aufgaben
     ausgeführt haben oder aber im zivilen Leben Fähigkeiten besitzen, nach
     denen ein Bedarf in der Bundeswehr besteht. Diese sollen aktiven
     Truppenteilen zugeordnet werden und diese in der Erfüllung des
     nachgefragten Aufgabenspektrums unterstützen. Beispiele für derartige
     Aufgabengebiete sind die Informationstechnik oder der
     Geoinformationsdienst. Die zweite, größere Säule soll eine breite
     Reservetruppe sein, deren Soldat:innen militärische Grundbefähigung
     besitzen und in der Lage sind grundlegende Aufträge der Landes- und
     Bündnisverteidigung zu erfüllen. Als Ausgangspunkt dieser Truppe können die
     Heimatschutzkompanien und -regimenter dienen. Das Aufgabenspektrum soll
     aber über den bloßen Heimatschutz hinausgehen und perspektivisch die aktive
     Truppe, wo immer nötig entlasten. Für einzelne Einheiten soll mittelfristig
     die Möglichkeit geschaffen werden, erweiterte Grundbefähigung zu erhalten.
     Die Reservetruppe soll einer zentralen Befehls- und Kommandostruktur
     unterliegen - idealerweise direkt in die Strukturen des Heeres integriert.
     Es darf keinen Aufbau von Parallelstrukturen geben. Ferner sollen
     gemeinsame Identifikationsmerkmale, wie eigene, einheitliche
     Truppengattungsfarben und Barettabzeichen geschaffen werden. Langfristig
     ist zu prüfen, ob die Reservetruppe über die Landstreitkräfte hinaus auch
     an der Seite von Luftwaffe und Marine aufgebaut werden kann.
  •  Die Wehrüberwachung (also die Speicherung der Tätigkeiten und Fähigkeiten
     der ehemaligen Wehrdienstleistenden und Soldaten) wollen wir wieder
     einsetzen. Die Grundbeorderung soll auf zehn Jahre verlängert werden.
  •  Ein hoher Ausbildungsstand ist der Schlüssel für eine schlagkräftige,
     sinnvoll einsetzbare Reserve. Zu diesem Zweck sollen einheitliche
     Ausbildungsstandards je nach Aufgabengebiet verschiedener Reserveeinheiten
     definiert und regelmäßig überprüft werden. Dafür müssen bundesweit
     ausreichend Kapazitäten auf den Truppenübungsplätzen, Schießbahnen und
     anderen Ausbildungseinrichtungen der Bundeswehr zur Verfügung stehen.
     Einheiten, die bereit sind, freiwillig erweiterte Fähigkeiten aufzubauen,
     sollen dazu ausdrücklich ermutigt werden.
  •  “Reserve Light”: Wir wollen die Heimatschutzkompanien stärken und breiter
     aufstellen. Hierfür müssen vor allem deutlich mehr Ausbildungskapazitäten
     geschaffen werden. Es soll in Zukunft selbstverständlich möglich sein, eine
     Form der Grundausbildung flexibel neben Ausbildung, Studium (z.B. in den
     Semesterferien, tage- oder auch wochenweise) oder Beruf und dafür in z.B.
     Wochen- oder Wochenendmodulen über einen längeren Zeitraum gestreckt zu
     absolvieren. Die Ausbildungsqualität ist dabei stets zu berücksichtigen.
     Auch die Wehrübungen für diese Form der Reserve sollten diesem
     Flexibilitätsanspruch genügen.
  •  Eine hohe Ausrüstungsqualität sichert nicht nur die Erfüllung des Auftrags,
     sondern erhöht auch Moral und Kampfkraft der Reservistinnen und
     Reservisten. Wie auch die aktive Truppe soll die Reserve schnellstmöglich
     den Zustand der Vollausstattung erreichen. Neue Ausrüstung, die in die
     aktive Truppe eingeführt wird, soll im Anschluss auch zügig in die Reserve
     gelangen.
  •  Nach dem Vorbild der „Cyber-Reserve“ wollen wir zusätzliche Bereiche der
     Reserve schaffen, in denen ein regelmäßiger Einsatz und dauerhafter
     Wissenstransfer zwischen Bundeswehr, Wirtschaft und Zivilgesellschaft
     stattfindet.
  •  Nach dem Vorbild Israels setzen wir uns dafür ein, dass alle Bürgerinnen
     und Bürger entsprechend ihrer Fähigkeiten einen Dienst in der Bundeswehr
     leisten können – auch Menschen mit Behinderung. Dieser flexible,
     fähigkeitsorientierte Dienst ermöglicht es, vielfältige Fähigkeiten in
     Bereichen wie IT, Logistik, Medizin oder Cybersecurity einzubinden und so
     die Verteidigungsbereitschaft unserer Gesellschaft zu stärken.
  •  Auch nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst besteht die
     Fürsorgepflicht der Bundeswehr für ehemalige Soldaten weiter. Die
     Versorgung von Veteranen, die für unser Land in Kampfeinsätzen gedient
     haben, ist ein wichtiger Teil für die Anerkennung ihres Dienstes. Um dies
     zielgerichtet umsetzen zu können, müssen Zuständigkeiten geschaffen werden.
     Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages soll dazu um einen leitenden
     Mitarbeiter für Veteranenanliegen ergänzt werden. Während sich der
     Wehrbeauftragte insbesondere mit den Belangen der aktiven Truppe
     auseinandersetzt, kann dieser verstärkt auf jene schauen, die aufgrund
     ihres Ausscheidens aus der Truppe keinen direkten Ansprechpartner in der
     Bundeswehr mehr haben.
  •  Wir wollen zudem das Veteranenbüro der Bundeswehr weiter stärken. Dort
     sollen Veteranen nicht nur unbürokratische Hilfe bei der Beantragung der
     ihnen zustehenden Mittel oder der Navigierung der Bürokratie finden,
     sondern auch Informationen zur Gesundheitsversorgung und zu psychologischer
     Hilfe. Die Arbeit privater Veteranennetzwerke muss darüber hinaus staatlich
     unterstützt und weiter professionalisiert werden. Darüber hinaus wollen wir
     die Unterstützung für die Bundeswehr Sozialwerk e.V. weiter ausbauen und
     die wichtige Arbeit des Sozialwerks weiter fördern. Um hier eine bessere
     Versorgung für Veteranen sicherstellen zu können, muss ein Veteranenausweis
     eingeführt werden, der wie der Truppenausweis oder Reservistenausweis
     schnellen Zugang zu truppenärztlicher Hilfe ermöglicht, soweit diese im
     Zusammenhang mit dem geleisteten Wehrdienst erforderlich ist.

 Wehrhaftigkeit aus der Mitte der Gesellschaft

 Auch über die aktiven Soldaten und die Reserve hinaus ist eine möglichst breite
 Verankerung militärischer Kenntnisse in der Zivilbevölkerung von großer
 Bedeutung für die Wehrhaftigkeit Deutschlands. Aber auch die gesellschaftliche
 Wertschätzung militärischer Kräfte und deren Einsatz für unsere Freiheit gehört
 dazu.

 Deshalb fordern wir:

  •  Zusätzlich zum vollständigen Wehrdienst, soll die Bundeswehr in Zukunft
     auch einzelne dazu geeignete Ausbildungsmodule speziell für die
     Öffentlichkeit Das stärkt das Verständnis für und das Interesse an der
     Bundeswehr und verankert sie noch besser in der Mitte unseres Landes.
  •  Nach taiwanischem Vorbild wollen wir auch die zivile Verteidigung deutlich
     stärken. Privatwirtschaftliche Kurse nach einem militärischen
     Empfehlungsrahmen als Ergänzung zu Angeboten der Bundeswehr, insbesondere
     in den Bereichen Erste Hilfe, Desinformation, OSINT und Cybersecurity,
     sehen wir hier als einen gelungenen kurzfristigen Weg an.
  •  In der Bundeswehr dienen Soldatinnen und Soldaten aus der Mitte unserer
     Gesellschaft und stehen im äußersten Fall mit ihrem Leben für die
     Verteidigung unserer Werte ein. Dafür gebührt ihnen Respekt und
     Anerkennung. Wir wollen die Bundeswehr auch im öffentlichen Ansehen so
     aufwerten. Wir Deutschen haben aus unserer Vergangenheit gelernt und nun
     eine Bundeswehr, die sich der Freiheit verpflichtet hat. So sollte sie auch
     behandelt werden. An besonderen Feiertagen und Jubiläen von nationaler
     Bedeutung soll zukünftig auch die Bundeswehr enger in die offiziellen
     Feierlichkeiten mit eingebunden werden. Dies soll beispielsweise in Form
     von Flugshows umgesetz werden. Im Allgemeinen soll die Sichtbarkeit der
     Bundeswehr im öffentlichen Raum gestärkt werden, beispielsweise auch durch
     öffentliche Gelöbnisse.
  •  Damit verbunden unterstützen wir die Einführung des Veteranentages, mit dem
     unsere Veteranen alljährlich öffentlichkeitswirksam geehrt werden. Darüber
     hinaus möchten wir die Trägerinnen und Trägern des Ehrenkreuzes der
     Bundeswehr für Tapferkeit, der höchsten militärischen Auszeichnung
     Deutschlands, in besonderer Form würdigen. Dazu fordern wir die
     Installation einer Ehrentafel im Reichstagsgebäude mit allen
     Ehrenzeichenträgern und deren Verdiensten, sofern sie der Veröffentlichung
     zustimmen. In diesem Zusammenhang begrüßen wir auch die Einführung des
     Veteranenabzeichens.
  •  Zur Aufwertung der Auszeichnung fordern wir eine Reform des
     Veteranenabzeichens. Das Veteranenabzeichen soll künftig in gestaffelter
     Form, beispielsweise in Bronze, Silber, Gold und in besonderer Ausführung
     verliehen werden. Es soll zudem ein gesondertes Abzeichen für
     Kriegsveteranen, sprich für alle Soldatinnen und Soldaten, die im Ausland
     gedient haben, geben.