Geschichte

Geschichte

Die Geschichte der Nordliberalen

"Die Freie Demokratische Partei ist die politische Kraft des Liberalismus in Schleswig-Holstein. Sie setzt sich für das Prinzip Freiheit und die Selbstbestimmung des Einzelnen in der Gesellschaft ein."

Am 7./8. Januar 1946 wurde in Opladen die FDP in der Britischen Zone gegründet. Dies geschah ohne Wissen und Beteiligung der "Liberalen Kreise" in Schleswig-Holstein, ein Nachweis für die schwierigen Kommunikationsverhältnisse in der damaligen Zeit.

Inhaltlich hatte sich die FDP auf zonaler Ebene mit ihren "Programmatischen Richtlinien", die Anfang Februar 1946 verabschiedet wurden, für ein föderal gestaltetes Deutschland in den "Vereinigten Staaten von Europa" ausgesprochen. Man bekannte sich ausdrücklich "zu persönlicher Initiative, freiem Wettbewerb, persönlichem Eigentum".

Bereits im Sommer 1945 hatten sich in verschiedenen Kreisen des Landes erste Gruppen gebildet, die die Gründung einer liberalen Partei in der Nachfolge der DDP (Deutsche Demokratische Partei) und der DVP (Deutsche Volkspartei) versuchten.

Es gab zahlreiche Kontakte und Konferenzen, die allerdings nicht zu einer Gründung einer bürgerlichen liberalen Partei in Schleswig-Holstein führten. Die ursprüngliche Verbindung an die "Demokratische Union", aus der sich später die CDU in Schleswig-Holstein entwickelte, wurde gelöst.

Ein Kreis Pinneberger Liberaler um den Elmshorner Industriellen Peter Christel Asmussen entwickelte sich schließlich zur treibenden Kraft. Der 28. März 1946 gilt als Gründungsdatum des Landesverbandes der FDP in Schleswig-Holstein.

Auf der Gründungsversammlung in Neumünster wurde Peter Christel Asmussen zum ersten Vorsitzenden gewählt. Die offizielle Zulassung durch die englischen Militärbehörden in Kiel datiert vom 14. Mai 1946.

Der provisorische Vorstand betrieb zunächst die Zulassung von sechs Kreisparteien im Land in den Kreisen, Eiderstedt, Pinneberg, Segeberg, Steinburg, Süderdithmarschen und der Stadt Kiel. Er amtierte bis zum ersten ordentlichen Landesparteitag der FDP-Schleswig-Holstein am 26. November 1946 in Neumünster. Dort wurde Peter Christel Asmussen offiziell in das Amt des Vorsitzenden gewählt. Damit war die Gründungsphase des Landesverbandes der FDP-Schleswig-Holstein abgeschlossen.

Die Ernüchterung folgte mit der ersten Landtagswahl am 20. April 1947. In dieser ersten demokratischen Wahl nach der Nazidiktatur konnte der schleswig-holsteinische Landesverband der FDP knapp 5 % der Stimmen für sich verbuchen, allerdings wurde kein Direktmandat errungen, wie es das Wahlgesetz in Schleswig-Holstein verlangte. Damit waren die Nordliberalen im ersten Landtag nicht vertreten, im Gegensatz zu den Landesverbänden Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, die am gleichen Tag mit 13 bzw. 12 Abgeordneten den Sprung in ihre Landesparlamente geschafft hatten.

Die Parteiführung auf zonaler Ebene reagierte mit deutlicher Kritik am Landesvorstand auf das Ergebnis in Schleswig-Holstein. Am Ende stand schließlich der Wechsel im Landesvorsitz. Fritz Oellers, Mitglied des Wirtschaftsrates in Frankfurt und Vorsitzender des Flüchtlingsrates in der britischen Zone wurde am 29. Januar 1947 zum neuen Landesvorsitzenden gewählt. Peter Christel Asmussen blieb als Ehrenvorsitzender Mitglied des Landesvorstandes.

Mit der Neuwahl arbeitete der Vorstand mit neuem Schwung. Bei der ersten Bundestagswahl am 14. August 1949 erreichte die Nord-FDP einen Stimmenanteil von 7,4 Prozentpunkten und stellt zwei von insgesamt 23 Abgeordneten aus Schleswig-Holstein. Schließlich wurde am 12. September 1949 Theodor Heuss zum ersten Bundespräsidenten gewählt.

Im Vorfeld war die zweite Landtagswahl in Schleswig-Holstein im Jahre 1950 war gekennzeichnet von dem Bemühen der bürgerlichen Parteien, die Vorherrschaft der Sozialdemokraten im nördlichsten Bundesland zu beenden. Es wurde ein "Wahlblock" aus CDU, FDP und DP (Deutsche Partei) gebildet. Die FDP erhielt in 9 Wahlkreisen die Möglichkeit, ihre Kandidaten aufzustellen, 8 Kandidaturen verliefen erfolgreich. Der Stimmenanteil betrug dabei 7,1 Prozentpunkte. Insgesamt gewann der "Wahlblock" 31 vom 69 Direktmandaten. Nachdem die Koalitionsverhandlungen mit dem Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) erfolgreich abgeschlossen worden waren, war mit der Wahl des CDU-Ministerpräsidenten Dr. Bartram die erste liberale Regierungsbeteiligung in Schleswig-Holstein perfekt. Das Amt des Ministers für Wirtschaft, Aufbau und Verkehr wurde mit liberalen Abgeordneten Dr. Herrmann Andersen besetzt.

Die Jahre der ersten Regierungsbeteiligung waren turbulent. Im Jahr 1952 zerfiel die achtköpfige FDP-Fraktion Im Zuge der Gründung des "Deutschen Sammlung" (DS) traten vier Fraktionsmitglieder aus. Kurzzeitig verlor die FDP-Landtagsfraktion sogar ihren Fraktionsstatus. Vier der acht Fraktionsmitglieder traten im Verlauf des Jahres 1953 zur CDU über.

Nach 1954 folgten vier Legislaturperioden in denen die FDP an der Landesregierung in Kiel beteiligt war. Bei Stimmanteilen von 7,5 (1954), 5,4 (1958), 7,9 (1962) und 5,9 Prozentpunkten (1967) ging die FDP Koalitionen mit der CDU ein. Mit dieser Zeitspanne ist aus liberaler Sicht vor allem der Name von Bernhard Leverenz verbunden. Von 1952 bis 1963 war er Landesvorsitzender der Nordliberalen. Als Justizminister des Landes Schleswig-Holstein (1954 - 1967) baute sein Ministerium zu einem umfassenden Rechtspflegeministerium aus und modernisierte umfassend den Strafvollzug. Im Kabinett von Kai-Uwe von Hassel hatte er das Amt des stellvertretenden Ministerpräsidenten inne (1958 - 1962).

Nach einer 3-monatigen Minderheitsregierung der Union zu Beginn des Jahres 1963, die vor allem darauf zurückzuführen war, dass man sich zwischen Union und FDP nicht über die Besetzung der Ressorts einigen konnte, wurde Hans-Helmuth Qualen als Finanzminister unter Helmut Lemke ins Landeskabinett berufen. Erstmals stellten damit die Nordliberalen zwei Landesminister.

FDP-Fraktionsvorsitzender im Landtag wurde erneut Hinrich Schröder aus Lentföhrden (Kreis Segeberg). Inzwischen wuchs die Zahl der FDP-Mitglieder auf über 5.500 an. Der Grund dafür war ein starker Zuwachs an neuen Mitgliedern aus der Deutschen Partei (DP) und aus dem Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE), die sich seit 1956 fast auflösten.

Später bekannte FDP-Politiker wie Margareta Weiß, Otto Eisenmann, Walter Peters oder Uwe Ronneburger kamen aus diesen Parteien.

Innerhalb der FDP sah sich der Landesvorsitzende Dr. Bernhard Leverenz mit der Forderung der FDP-Mitglieder nach einem härteren landespolitischen Kurs der CDU konfrontiert. Während Leverenz auf einem guten Verhältnis zur CDU bestand, forderten viele FDP-Mitglieder ein stärkeres Abgrenzen zur CDU. Daraus kam es 1963 in Husum zu einer Kampfabstimmung um den Landesvorsitz der FDP zwischen Leverenz und dem Itzehoer FDP-Bundestagsabgeordneten Otto Eisenmann, der erst einige Jahre vorher von der Deutschen Partei (DP) zur FDP gewechselt war. Eisenmann gewann mit 83 gegen 75 Stimmen und löste damit Leverenz als FDP-Landesvorsitzender ab.

Auf Bundesebene verließ die FDP unter ihrem Bundesvorsitzenden Dr. Erich Mende die Koalition mit der CDU. Es folgte darauf eine Große Koalition aus CDU/CSU und SPD.

Die Oppositionspartei FDP öffnete sich auf Bundesebene zusehends zur  linken Mitte hin. Diese Entwicklung vollzog sich in Schleswig-Holstein jedoch nur sehr langsam, allerdings sehr stark gefordert von der damaligen Jugendorganisation der FDP, den DEUTSCHEN JUNGDEMOKRATEN (DJD), die auch in der schleswig-holsteinischen FDP sehr aktiv waren. Ihre damaligen Repräsentanten waren vor allem Dr. Karl Lademann aus Neumünster, Heiner Bremer aus Pinneberg, Jens Ruge aus Rendsburg,  Gerd-M. Achterberg aus Neumünster, Neithard Neitzel aus Kiel und Jürgen Koppelin aus Bad Bramstedt.

Politisch-inhaltlich wurde diese Umorientierung vor allem in den neuen  Initiativen zur Bildungspolitik deutlich. Im Februar 1969 brachte die liberale Landtagsfraktion unter Federführung ihrer Abgeordneten Margareta Weiß ein ganzes Bündel von Reformvorschlägen für das Bildungswesen ein. Sie beinhalteten unter anderem Vorschläge zu Vorschulen, zu unterschiedliche differenzierten Grund- und Mittelstufen und zur Studienstufe. Die Erweiterung der elterlichen Mitbestimmung in den Schulen wurde von der FDP ebenso auf die Tagesordnung gesetzt, wie die Reform der Fachhochschulen und der Universitäten.

Entscheidendes Datum für die Umorientierung der Liberalen auch in Schleswig-Holstein war indes die Bildung der sozial-liberalen Koalition in Bonn.

In der Folgezeit stiegen auch die Spannungen im nördlichsten Landesverband der FDP. Während die jüngeren Mitglieder die sozial-liberale Koalition mit Willy Brandt und Walter Scheel als einen bedeutenden Wechsel ansahen und begrüßten, traten viele ältere FDP-Mitglieder, besonders die vorher aus der DP und dem BHE gekommen waren, aus der FDP aus. Der FDP-Landesvorsitzende Eisenmann, der seit 1967 auch Landessozialminister war, trat für die sozial-liberale Koalition ein, wurde aber aufgrund von öffentlichen kritischen Äußerungen zur geplanten Gebietreform von Ministerpräsident Dr. Lemke (CDU) am 15. November 1969  entlassen. Die FDP benannte keinen Nachfolger. Eisenmann trat jedoch mit sofortiger Wirkung als FDP-Landesvorsitzender zurück, da er für die Beendigung der Koalition mit der CDU eingetreten war, eine knappe Mehrheit um den seit 1967 amtierenden FDP-Fraktionsvorsitzenden Hans-Joachim Herbst aus Kiel sich für die Fortsetzung der Koalition aussprach.

Bis zur Neuwahl eines FDP-Landesvorsitzenden amtierte der FDP-Bundestagsabgeordnete Walter Peters Poppenbüll/Eiderstedt) als Vorsitzender. Auf seinen Vorschlag wurde dann im Januar 1970 mit der knappen Mehrheit von 101 zu 98 Stimmen der Landwirt Uwe Ronneburger aus Tetenbüll/Eiderstedt zum neuen Landesvorsitzenden gewählt.

Die folgende Bundestagswahl am 6. März brachte einen Zweitstimmenanteil von 6,3 Prozentpunkten in Schleswig-Holstein; eine Woche später ging die Landtagswahl mit dem schlechtesten Ergebnis der Parteigeschichte mit 2,2 Prozentpunkten verloren.

Uwe Ronneburger stellte sich 1983 nach dreizehn Jahren als FDP-Landesvorsitzender nicht zur Wiederwahl.

Für die schleswig-holsteinischen Liberalen begannen schwierige Zeiten ohne Ronneburger, dessen großes persönliches Ansehen im Jahr 2000 zur Ernennung zum Ehrenbürger des Landes Schleswig-Holstein führte, nach Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt.

Sein Nachfolger wurde der langjährige Bundestagsabgeordnete Werner Zywietz aus dem Kreis Stormarn. Bereits nach zweijähriger Amtszeit verzichtete Zywietz auf eine erneute Kandidatur. Sein Nachfolger wurde Dr. Wolf Dieter Zumpfort, der seit langem für eine Zusammenarbeit mit der CDU eintrat, während sich der FDP-Landesverband besonders unter Ronneburger zu einem politisch eher sozialliberalem Landesverband entwickelt hatte.

Bis Ende 1984 ging die Mitgliederzahl auf ca. 3300 zurück und erreichte damit den Stand von 1971.

Die Kommunalwahl 1986 hatte mit einem landesweiten Stimmenanteil von 4,4 Prozentpunkten ein unbefriedigendes Ergebnis gebracht. Im Gegensatz zu 1983 ging die Landespartei nun 1987 mit einer Koalitionsaussage zugunsten der Union in den Wahlkampf. Eine Woche vor dem Wahlabend veröffentlichte das Hamburger Nachrichtenmagazin "DER SPIEGEL " schwere Vorwürfe gegen den amtierenden CDU-Ministerpräsidenten Uwe Barschel, die als "Barschel-Pfeiffer-Affäre" in die politische Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik eingehen sollten.

Mit einem Wahlergebnis von 5,2 Prozentpunkten zogen die Liberale wieder in den Landtag ein, der Landesvorsitzende Dr. Wolf Dieter Zumpfort wurde FDP-Fraktionsvorsitzender. Die Union verlor ihre absolute Mehrheit, Jedoch stellten CDU und FDP nur die Hälfte der Abgeordneten im Landtag. Es hatte sich eine Patt-Situation ergeben.

Die folgenden sechs Monate müssen gerade aus der Sicht der Nordliberalen als äußerst turbulent bezeichnet werden. Der Parlamentarische Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der vom SPIEGEL erhobenen Vorwürfe, das aus damaliger Sicht als Freitod beurteilte Ableben des Ministerpräsidenten, das allenthalben als Schuldeingeständnis gewertet wurde, führten schließlich zu Neuwahlen im Frühjahr des Jahres 1988.

Unter dem Eindruck der Affäre kam es zu dramatischen Stimmenverlusten der Union, während die Sozialdemokraten mit ihrem Spitzenkandidaten Björn Engholm, der als das Opfer der Affäre galt, eine absolute Mehrheit mit nahezu 55 Prozentpunkten erzielten. Der FDP blieb mit 4,4 Prozentpunkten erneut der Einzug ins Kieler Landeshaus versagt.

Dr. Wolf Dieter Zumpfort trat 1988 als Landesvorsitzender zurück und übernahm so die Verantwortung für das Wahlergebnis. Sein Nachfolger wurde der frühere Landtagsabgeordnete Jens Ruge aus dem Kreisverband Rendsburg-Eckernförde. Die große Unzufriedenheit über die Situation des FDP-Landesverbandes führte 1989 zu einem Sonderparteitag in Flensburg, auf dem Ruge nach elfmonatiger Amtszeit nicht wieder kandidierte.

Unter der Führung des Kieler Rechtsanwaltes Wolfgang Kubicki, ging die Partei mit neuem Elan in die nun folgenden Wahlauseinandersetzungen.

Die Kommunalwahl 1990 brachte Stimmengewinne in Höhe von 1,7 Prozentpunkten und bescherte der Partei landesweit einen Stimmenanteil von 6,1 Prozentpunkten und 30 Sitze in den Kommunalparlamenten. In der Bundestagswahl 1990 erreichte die FDP 11,8Prozentpunkte und drei Bundestagsmandate. In der Landtagswahl 1992, in die der Landesverband ohne förmliche Koalitionsaussage ging, erzielte man ein Ergebnis von 5,6 Prozentpunkten und sicherte so den Wiedereinzug in den Landtag. Die SPD konnte jedoch ihre absolute Mehrheit knapp behaupten.

Wolfgang Kubicki wurde nun auch FDP-Fraktionsvorsitzender im Kieler Landtag, legte jedoch 1993 Landesvorsitz und Fraktionsvorsitz nieder, weil er mit Vorwürfen zu seiner anwaltlichen Tätigkeit für einen Lübecker Unternehmer konfrontiert wurde, die sich später gerichtlich als völlig falsch und politisch motiviert herausstellten.

Nachfolger von Kubicki als FDP-Landesvorsitzender wurde der Bundestagsabgeordnete Jürgen Koppelin aus Bad Bramstedt, den Fraktionsvorsitz übernahm der Landtagsabgeordnete Dr. Ekkehard Klug.

Im März 1993 wurde der zweite Untersuchungsausschuss zur sogenannten "Kieler Affäre" vom Landtag eingesetzt. Als stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses wurde dabei der FDP-Landtagsabgeordnete Dr. Bernd Buchholz bundesweit bekannt Der Ausschuss sollte aufklären, ob es im Zusammenhang mit der "Barschel-Pfeiffer-Affäre" Geldzahlungen an Reiner Pfeiffer sowie früheres Wissen um die Aktivitäten aus der Staatskanzlei gegen den SPD-Spitzenkandidaten Engholm gegeben hatte.

Im Verlauf der Untersuchungen erklärte Ministerpräsident Engholm im Mai 1993 seinen Rücktritt. Nachfolgerin wurde die bisherige Finanzministerin Heide Simonis (SPD).Klaus Gärtner (FDP) wurde Staatssekretär in der Staatskanzlei trotz absoluter Mehrheit der SPD.

Ende 1995 kam der Ausschuss zu dem Ergebnis, dass das Führungspersonal der schleswig-holsteinischen Sozialdemokraten keineswegs das "unwissende Opfer" der Affäre gewesen war. In der folgenden Landtagswahl im März 1996 gingen die Liberalen mit der Aussage, mit der Union die SPD-Regierung abzulösen zu wollen. Das Wahlergebnis fiel mit 5,7 Prozentpunkten geringfügig besser aus als 1992. Wolfgang Kubicki wurde erneut FDP-Fraktionsvorsitzender im Landtag.

Die SPD 1996 verlor ihre absolute Mehrheit und ging eine Koalition mit BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ein, die 1996 erstmals in den Landtag einzogen. Es folgten vier Regierungsjahre von rot-grün, die von Stillstand für Schleswig-Holstein und Streit in der Koalition vor allem um Verkehrsprojekte (Stichwort A 20) geprägt waren.

Nach der Bundestagswahl 1998 wurde die bisherige Regierung aus CDU/CSU und FDP unter Kanzler Helmut Kohl abgewählt. Die FDP auf Bundesebene musste sich auch personell neu formieren, Der FDP-Landesvorsitzende Jürgen Koppelin wurde nun auch Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion.

Die Landtagswahl am 27. Februar 2000 wurde erneut von einer Affäre überlagert. Bis Mitte November 1999 signalisierten alle Wahlumfragen die Ablösung der rot-grünen Koalition unter der Führung von Heide Simonis und einen Sieg des CDU-Spitzenkandidaten Volker Rühe.

Die Spendenaffäre der CDU, die in den drei Monaten vor der Wahl bekannt wurde, sorgte für einen drastischen Meinungsumschwung. Während BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2 Prozentpunkte verloren, konnte die SPD über 3 Prozentpunkte zulegen und rettete damit die Koalition. Heide Simonis blieb Ministerpräsidentin. Die FDP erzielte mit 7,6 Prozentpunkten ihr zweitbestes Landtagswahlergebnis in Schleswig-Holstein. Außerdem wurde mit dieser Wahl eine bundesweite Niederlagenserie von mehr als dreißig Wahlniederlagen in Folge für die FDP beendet.

Im September 2002 schaffte rot-grün trotz auf Bundesebene noch einmal den Wahlsieg ? Irakkrieg und Oderflut führten zu einem kurzfristigen Stimmungsumschwung in der Wählerschaft, aber in Schleswig-Holstein war die rot-grüne Landesregierung bereits im Niedergang begriffen. Bei der Kommunalwahl im März 2003 wurden die Sozialdemokraten auf unter 30 Prozentpunkte reduziert, die Union erreichte knapp 50 Prozentpunkte und die FDP verbesserte ihr landesweites Ergebnis auf 5,6 Prozentpunkte.

Die Landtagswahl am 20. Februar 2005 brachte ein äußerst knappes Ergebnis. In der Wahlnacht ging die anfänglich knappe Mehrheit von CDU (40,2 Prozentpunkte) und FDP (6,6 Prozentpunkte) zugunsten einer Mehrheit von SPD (38,7 Prozentpunkte), GRÜNEN (6,2 Prozentpunkte) unter Tolerierung des SSW (3,6 Prozentpunkte) verloren.

Die erneute Wahl von Ministerpräsidentin Heide Simonis am 17. März 2005 im Parlament scheiterte jedoch in vier Wahlgängen. Peter Harry Carstensen, der ebenfalls zur Wahl angetreten war, konnte in allen vier Wahlgängen die 34 Stimmen von CDU und FDP auf sich vereinigen. Heide Simonis scheiterte in allen vier Wahlgängen mit ebenfalls 34 Stimmen bei einer Enthaltung. Damit kam es zur CDU/SPD Koalition in Kiel und das Ende von rot-grün auf Bundesebene wurde eingeleitet.

FDP-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Kubicki wurde für die 16. Wahlperiode Oppositionsführers im schleswig-holsteinischen Landtag.

Im Mai 2005, nachdem die letzte rot-grüne Landesregierung in Nordrhein-Westfalen aus dem Amt gewählt wurde, ließ Bundeskanzler Gerhard Schröder noch am Wahlabend Neuwahlen auf Bundesebene ankündigen, die dann im September 2005 eine Große Koalition nach sich zogen.

Der FDP-Landesverband belegte mit einem Wahlergebnis von 10,2 Prozentpunkte bei der Bundestagswahl den vierten Platz in der Rangliste der FDP-Landesverbände und untermauerte damit seine starke Stellung auf Bundesebene.

Dieser Erfolg setze sich bei der Kommunalwahl 2008 fort, bei der die FDP sich von bisher 5,6 Prozentpunkten auf 9 Prozentpunkte steigern und in alle Kreistage und Städte mit Kommunalmandaten einziehen konnte. Mit fast 400 Mandaten ist die FDP in über 120 Städten, Kommunen und Gemeinden in Schleswig-Holstein vertreten.

Mit der Europawahl im Juni 2009 errang der FDP Landesverband seinen nächsten Erfolg. Mit einem Landesergebnis von 12,7 Prozentpunkten, dem zweitbesten Ergbenis der FDP bundesweit, gelang es, die Landwirtin Britta Reimers aus dem Kreis Steinburg in das Europäische Parlament zu entsenden. Sie war auf dem FDP Europatag auf Platz 12 der Bundesliste gewählt worden und vertritt  jetzt den Norden im EU-Parlament.

Bei der vorgezogenen Landtagswahl am 27. September 2009, die infolge des Bruchs der Großen Koalition notwendig wurde, gelang es der FDP Schleswig-Holstein, als drittstärkste Kraft mit einem Wahlergebnis von 14,9 Prozent das beste Ergebnis in ihrer Geschichte einzuholen. Zusammen mit der CDU übernahm die FDP die Regierungsverantwortung und stellte mit Dr. Heiner Garg den Minister für Arbeit, Soziales und Gesundheit und mit Dr. Ekkehard Klug den Minister Bildung und Kultur. Als Minister für Justiz, Gleichstellung und Integration nominierte die FDP den parteilosen Emil Schmalfuß. Die FDP-Fraktion war mit 14 Abgeordneten im 95 Sitze zählenden Landtag vertreten.

Diese 17. Wahlperiode des Schleswig-Holsteinischen Landtages endete wiederholt vor Ablauf der auf fünf Jahre angelegten Legislaturperiode. Das Landesverfassungsgericht verkündete am 30. August 2010 das Urteil zur Klage der Grünen, des SSW und der Linken gegen die Mandatsverteilung: Die Verfassungswidrigkeit des damaligen Wahlgesetzes wurde festgestellt. Die dadurch notwendig gewordene Neuwahl fand am 6. Mai 2012 statt. Die FDP Schleswig-Holstein konnte unter der Führung ihres Spitzenkandidaten Wolfgang Kubicki mit 8,2 Prozent das zweitbeste Ergebnis ihrer Geschichte erzielen. Die FDP-Fraktion besteht seither aus sechs Abgeordneten: Wolfgang Kubicki (Rendsburg, Plön, Neumünster), Christopher Vogt (Ratzeburg, Pinneberg), Dr. Heiner Garg (Ostholstein, Segeberg), Anita Klahn (Oldesloe, Lübeck), Dr. Ekkehard Klug (Kiel, Schleswig, Flensburg) und Oliver Kumbartzky (Heide, Nordfriesland, Itzehoe). Weitere Informationen zu den Abgeordneten und den jeweiligen Aufgabenbereichen finden Sie hier:

https://www.fdp-fraktion-sh.de/abgeordnete

Ziel der zukünftigen liberalen Politik für Schleswig-Holstein ist es, wieder mehr Entfaltungsmöglichkeiten und Spielräume in der Bildung, in Wirtschaft und Verkehr, in der Kultur und in den Medien zu schaffen.

Ziel ist die "Bürgergesellschaft", in der die Leistungsfähigen und Leistungsstarken einen Teil ihrer Kraft für die Schwachen einsetzen.

Es geht den Liberalen um die Stärkung von Eigeninitiative und Eigenverantwortung, damit der Staat auf seine wesentlichen Funktionen beschränkt wird.
 

Die Vorsitzenden der FDP-Schleswig-Holstein:

Peter Christel Asmussen (28.03.1946 - 29.01.1949)
Dr. Fritz Oellers (29.01.1949 - 06.05.1951)
Hans Revenstorff (06.05.1951 - 24.02.1952)
Dr. Bernhard Leverenz (24.02.1952 - 25.05.1963)
Otto Eisenmann (25.05.1963 - 11.01.1970)
Uwe Ronneburger (11.01.1970 - 30.04.1983)
Werner Zywietz (30.04.1983 - 20.04.1985)
Dr. Wolf-Dieter Zumpfort (20.04.1985 - 24.09.1988)
Jens Ruge (24.09.1988 - 09.09.1989)
Wolfgang Kubicki (09.09.1989 - 25.09.1993)
Dr. h.c. Jürgen Koppelin (25.09.1993 - 19.11.2011)
Dr. Heiner Garg (19.11.2011-19.11.2022)
Oliver Kumbartzky (seit 19.11.2022)
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FDP Schleswig-Holstein
Eichhofstraße 27-29
24116 Kiel
Tel.: 0431-535930
E-Mail: landesverband@fdpsh.org

Quelle: "1946 - 1986: 40 Jahre Liberalismus in Schleswig-Holstein" - Gesellschaft für freiheitliche Politik e.V. (Hrsg.), 1986